Sehr geehrte Leserinnen,
sehr geehrte Leser,
selten war der Arbeitsmarkt so widersprüchlich wie Anfang dieses Jahres. Wir mussten von eingetrübten Konjunkturaussichten, Stellenabbau und Kurzarbeit lesen. Und gleichzeitig war zu hören, dass viele Arbeitgeber ihre offenen Stellen nicht besetzen können. Ein Widerspruch?
Keinesfalls, denn einerseits sind die Fachkräftelücken in manchen Bereichen so groß, dass sie sich auch dann nicht schließen, wenn Arbeitgeber ihre Einstellungsabsichten drosseln. Andererseits macht sich bemerkbar, dass nicht mehr genügend junge Menschen nachrücken, um Beschäftigte zu ersetzen, die in den Ruhestand gehen. Zusätzlich entstehen neue Berufsfelder, die teilweise auf dieselben Fachkräfte zurückgreifen, wie die angestammten Bereiche.
Wir haben uns im vorliegenden DEKRA Arbeitsmarktreport wie schon seit 2008 mit der Arbeits- und Fachkräftenachfrage in Deutschland beschäftigt. In unseren Vertiefungsthemen befassen wir uns zusätzlich mit einem dieser neuen Berufsfelder sowie mit Strategien gegen Fachkräfteengpässe.
Im Zuge des Umbaus der Wirtschaft, hin zu klimaneutraleren Produkten, verändern sich Berufe grundlegend. Diese Entwicklung fordert die Personalentwicklung ebenso wie die Bildungslandschaft. Eines dieser jungen Berufsfelder ist das Nachhaltigkeitsmanagement, in dem wir einen starken Anstieg des Fachkräfte- und Qualifizierungsbedarfs beobachten. Hier stehen die EU-Vorgaben zur ESG-Berichterstattung im Raum, die zukünftig auch KMU stärker in die Pflicht nimmt. Unternehmen benötigen hierfür Mitarbeitende, die sich mit Strategien, Methodiken und Standards im Bereich ESG (Environment, Social, Governance) auskennen.
Das zweite Thema ist dem Ausbildungsberuf Fachinformatiker:in gewidmet. Er ist ein gutes Beispiel, wie Arbeitgeber mit Engpässen in der IT umgehen können, indem sie selbst ausbilden. Und nicht zuletzt sei unser Exkurs genannt, in dem wir uns mit der Fachkräfterekrutierung im Ausland befassen. Hierzu haben wir Praktiker und einen Wissenschaftler zu ihren Erfahrungen befragt. Denn eines ist klar: Ohne eine qualifizierte Zuwanderung werden in manchen Branchen die eingangs erwähnten Fachkräftelücken nicht mehr zu stopfen sein.
Ich bedanke mich herzlich bei allen Expertinnen und Experten, die uns einen Einblick in ihre Rekrutierungs- und Qualifizierungspraxis gegeben haben und wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.
Katrin Haupt, Geschäftsführerin DEKRA Akademie